„Heute sind wir wieder eine Familie, auch wenn unser Zusammenleben anders ist.“

Mein Glaube. Meine Geschichte.

„Heute sind wir wieder eine Familie, auch wenn unser Zusammenleben nun anders ist.“

Mein Glaube. Meine Geschichte.

Ich erinnere mich noch genau an den Moment, in dem sich mein Leben änderte. Ich war an einem Samstag auf dem Wochenmarkt in einer nahe gelegenen Stadt. Unter all den laut schreienden Verkäufern war einer, der anders war. Seine ruhige und gelassene Art gefiel mir sofort. Er schien irgendwie mit sich im Reinen zu sein.

Wir kamen sofort ins Gespräch und verabredeten uns sogar. Wir unterhielten uns viel über Allgemeines. Vor allem die Leidenschaft fürs Essen verband uns. Aber bald kamen wir auch auf tiefere Themen zu sprechen: das Leben, den Glauben, die Suche nach dem Sinn. Er erzählte mir vom Islam, von der Schönheit der Gebete, von der Verbindung zu Gott. Es war, als hätte er eine Tür in mir geöffnet, von deren Existenz ich gar nichts wusste. Ich verstand, woher seine Ruhe kam.

Ich musste oft daran denken, worüber wir sprachen. Wir trafen uns eine Zeit lang regelmäßig, aber wir wussten beide, dass eine feste Liebesbeziehung zwischen uns nicht funktionieren würde.

Darüber war ich aber nicht traurig, denn es war, als ob sich ein neuer Weg vor mir auftat. Ich begann mich intensiv mit dem Islam zu beschäftigen, las den Koran, hörte Vorträge, ging in die Moschee und suchte das Gespräch mit anderen Muslimen. In mir wuchs der Wunsch, den Glauben anzunehmen, weil ich darin eine Wahrheit fand, die mein Herz erfüllte.

Als ich den Entschluss fasste, zum Islam zu konvertieren, wusste ich, dass es nicht einfach werden würde.

Meine Eltern und Freunde merkten schnell, dass sich etwas in mir verändert hatte. Ich spürte ihre Unsicherheit und ihren Widerstand. Vor allem mein Vater hatte Vorurteile gegenüber dem Islam, und meine Mutter wirkte verwirrt und besorgt.

Mit der Zeit zog ich mich immer mehr zurück. Es war, als lebte ich in zwei Welten: einer inneren, in der ich Frieden fand, und einer äußeren, in der ich mich zunehmend entfremdet fühlte und mich ständig rechtfertigen musste. Meine Gebete und die Rituale gaben mir Halt, doch die Distanz zu meiner Familie tat mir weh.
Eines Abends, als die Spannung zwischen uns kaum noch auszuhalten war, beschlossen meine Eltern Hilfe zu suchen.

Sie haben sich an beRATen e. V. gewandt. Zuerst war ich schockiert und auch verletzt, dass sie dachten, ich hätte mich radikalisiert. Aber ich habe gemerkt, dass sich durch die Gespräche, die sie mit jemandem von beRATen e. V. geführt haben, etwas zwischen uns verändert hat. Sie waren viel offener und haben wirklich zugehört. 

Natürlich waren die Gespräche schwierig. Ich wusste nicht, wie ich ihnen erklären sollte, was in mir vorging. Aber durch die Beratung haben wir einen gemeinsamen Weg gefunden. Es war mir wichtig, ihnen klar zu machen, dass ich mich nicht von ihnen distanzieren, sondern einfach meinen Glauben leben wollte.

Es hat eine Weile gedauert, bis sie wirklich verstanden haben, dass ich mich nicht radikalisiert habe. Sie hatten Angst, weil ihnen der Islam fremd war. Wir alle mussten lernen, einander zuzuhören und unsere Ängste und Vorurteile abzubauen. Das war nicht einfach, aber Schritt für Schritt sind wir uns näher gekommen. Ich konnte ihnen zeigen, dass der Islam, so wie ich ihn lebe, nichts Bedrohliches hat, sondern eine Bereicherung für mein Leben ist.

Heute sind wir wieder eine Familie, auch wenn sich unser Zusammenleben verändert hat. Ich lebe meinen Glauben. Aber jetzt in einem Umfeld, das mich unterstützt und respektiert. Meine Eltern haben gelernt, meine Entscheidungen zu akzeptieren, und ich habe gelernt, sie an meinem Weg teilhaben zu lassen. Diese Erfahrung hat uns alle verändert. Wir sind offener und toleranter geworden und haben verstanden, dass Liebe und Verständnis die stärksten Brücken sind, die wir bauen können.

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„Der Schritt in ein neues Leben ist meist von Ängsten und Sorgen begleitet. Was immer gegen Angst hilft, ist, darüber zu sprechen. Wir möchten Dir einen Raum bieten, in dem Deine Gedanken vertraulich und respektvoll Gehör finden.“

Team beRATen e. V.