Eine Radikalisierung zu erkennen ist eine besondere Herausforderung. Radikalisierung ist ein individueller Prozess, der teilweise nicht öffentlich und linear sowie nicht nach bestimmten zeitlichen oder abgestimmten Kategorien abläuft und es bedarf viel Erfahrung und Fachwissen, um einen Radikalisierungsprozess zu erkennen. Radikalisierung fällt nicht einfach so vom Himmel, sondern ist vielmehr ein Zusammenwirken von äußeren zugetragenen Erfahrungen mit anderen Menschen (erlebten Kränkungen, Stigmatisierungen etc.) und intrapsychischen Abläufen, bei denen eigene innerpsychische Konflikte auf andere Gruppen projiziert werden können. Daher wird die Radikalisierung von den Betroffenen zunächst als sinnstiftend wahrgenommen. Hört sich komisch an, ist aber so! Der Anschluss an eine radikale Gruppe und die Hinwendung zu einer radikalen Ideologie helfen den betroffenen Menschen dabei, mit aktuellen Konflikten und Belastungen umzugehen (fehlende Anerkennung, Wunsch nach Zugehörigkeit, nicht bewältigte innere Konflikte etc.).
Radikale Tendenzen können aber durchaus bemerkbar werden in einem veränderten Verhalten und einer veränderten politischen Einstellung, welche kontra zur bisherigen Lebensführung steht und mit einer religiösen Umorientierung oder Neuorientierung begründet wird. Zudem lassen sich immer wieder Veränderungen in den bisherigen sozialen Beziehungen der Personen feststellen. Der Kontakt zu bisherigen Freunden wird reduziert oder abgebrochen und frühere Hobbys und Vereinszugehörigkeiten verlieren an Bedeutung.
Das alles sind jedoch nur mögliche Anzeichen und bedeuten nicht zwangsläufig, dass eine Radikalisierung vorliegt. Das Verhalten muss in einem Gesamtkontext und unter Berücksichtigung der persönlichen Situation der Person betrachtet werden. Zudem muss eine religiös begründete Radikalisierung von einer allgemeinen religiösen Um- oder Neuorientierung der Person unterschieden werden, die jedem Bürger durch das Grundgesetz garantiert wird.
Bei der Einordnung können wir Ihnen helfen. Hier bedarf es einer externen und professionellen Hilfe. Vermuten Sie, dass sich jemand aus Ihrem Umfeld radikalisieren könnte, ist es wichtig, richtig zu intervenieren und im Gespräch/Dialog zu bleiben, denn die Radikalisierung kann sich nicht nur auf die oder den Betroffenen, sondern auch auf das Umfeld auswirken. Zögern Sie nicht, uns bei Fragen oder einem komischen „Bauchgefühl“ oder gar in konkreten Fällen hinzuzuziehen. Wir sind für Sie da.
Harry Guta – Teamleiter beRATen e. V.
Grundsätzlich stellen sich Ideologien wie der (Neo-)Salafismus als Heilsbringer dar, der allein die wahre und richtige Religion vertritt und seine Anhängerschaft ins Paradies führen wird. Durch den Anspruch den einzig wahren Islam zu vertreten und zu verbreiten, verbindet seine Anhänger*innen ein starkes elitäres Gemeinschaftsgefühl (Avantgarde).
„Salafisten zitieren häufig ein Hadith, in dem der Prophet Mohammed sagt: ‚Meine Umma wird sich in 73 Gruppen spalten, die alle im Höllenfeuer enden werden, bis auf eine.‘“ (Özyürek 2018: 153)
Ein radikaleres Narrativ (Erzählung oder Darstellung) transportiert z. B., dass dekadente westliche Demokratien gegen islamische Staaten und Völker Kriege führen, um diese zu unterdrücken und sich an dortigen Bodenschätzen zu bereichern. Dies müsse unbedingt verhindert werden.
Die (neo-)salafistische Religionsausübung orientiert sich streng an der wortwörtlichen Überlieferung aus Koran und Hadithen (Fundamentalismus). Die sogenannte Orthopraxie innerhalb der Religionspraxis (Gebete, Ernährung, usw.) strukturiert Lebensalltag und reduziert komplexe Lebensentscheidungen (Beziehungen, Ehe, Erziehung, usw.) auf einen übersichtlichen und verantwortungsabgebenden Erlaubt-Nichterlaubt-Zusammenhang (halal-haram). Hierbei spricht man auch von der dichotomen Weltsicht (schwarz-weiß) des (neo-)salafistischen Sinn- und Identitätsangebotes.
Wenn Sie unbekannte Redewendungen oder Wörter vernommen haben, können wir gern gemeinsam schauen, was diese bedeuten.
„Unsere Erfahrung zeigt, dass die Einordnung von Anzeichen für eine Radikalisierung die Hilfe von Expertinnen und Experten braucht. Sollten Sie also Fragen oder Sorgen haben, zögern Sie nicht uns einfach anzusprechen.„
Team beRATen e. V.
(In Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle Deradikalisierung beim BAMF)
0511 - 700 520 40
Mo. bis Fr. 9.00 Uhr bis 15.00 Uhr
0511 - 920 921 0 (für administrative Anfragen)
Mo. bis Fr. 9.00 Uhr bis 15.00 Uhr
0176 - 559 011 91
Herschelstraße 32
30159 Hannover
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